Sport macht schlau

Neben den bekannten Effekten von Sport auf das Herzkreislauf-System, dem Immunsystem, dem Knochen und Bänderapparat hat Sport auch eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf unser Gehirn und Gedächtnis. Forscher an der Universität Illinois konnten zeigen, dass sportlich aktive Kinder signifikant bessere Schulnoten hatten als unsportliche Kinder. Auf der Suche nach dem Grund dafür sind Sie darauf gestoßen, dass bei sportlichen Kindern der „Hippocampus“ vergrößert war. Dadurch nahm die Gedächtnis Leistung deutlich zu.
Geistige Fähigkeiten
Eine weitere Studie konnte auch bei Erwachsenen nachweisen, dass Ausdauersport zu einem vergrößerten Hippocampus führt. Diese Studien beweisen eindeutig den Zusammenhang von Sport und geistiger Leistungsfähigkeit. Die geistigen Fähigkeiten, von denen hier gesprochen wird, werden unter dem Begriff exekutive Funktionen zusammengefasst. Sie lassen sich in Arbeitsgedächtnis, Inhibationsfähigkeit und kognitive Flexibilität unterteilen. Zusammengefasst ergibt sich aus diesen drei Hauptfunktionen die Fähigkeit zur Selbstregulation also zur Steuerung der Aufmerksamkeit, Verhalten und Emotionen. Damit sind diese Fähigkeiten verantwortlich für…
- das Setzen von Zielen,
- strategische Handlungsplanung zur Erreichung dieser Ziele,
- Einkalkulieren von Hindernissen auf dem Weg dahin,
- Entscheidung für Prioritäten,
- Selbstkontrolle (Impulskontrolle und Emotionsregulation),
- bewusste Aufmerksamkeitssteuerung,
- zielgerichtetes Beginnen, Koordinieren und Sequenzieren von Handlungen,
- motorische Umsetzung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur.
Wie das Gedächtnis arbeitet
Einzeln betrachtet ist die Inhibitionsfähigkeit für die Steuerung der Aufmerksamkeit zuständig. Damit können wir gezielt Reflexe unterdrücken, was bei Sportarten mit vielen Umgebungsreizen (z.B. Fußball oder Kampfsport) essentiell ist. Das Arbeitsgedächtnis befähigt uns Informationen im Geiste zu halten und damit zu arbeiten. Es grenzt sich zum Kurzzeitgedächtnis dadurch ab, das es nur einen sehr geringen Speicher über 5-7 Elementen hat. Dabei unterscheiden wir 2 Arten des Arbeitsgedächtnisses – Verbal und Nonverbal. Auf verbaler Ebene nutzen wird diese Fähigkeit, um einem Gespräch zu folgen. Das Kurzzeitgedächtnis wird auch beim Übersetzen eines Textes in eine andere Sprache genutzt. Auf Nonverbaler Ebene zählen alle visuellen und räumlichen Informationen dazu (z.B. die räumliche Orientierung beim Tanzen). Im Grunde also alles was einen Zeitfaktor innehat, wir kombinieren im Geiste das was war mit dem was kommt.
Als drittes wurde die kognitive Flexibilität genannt. Diese Fähigkeit dient dazu schnell zu reagieren und umzuschalten. Im sportlichen Kontext ist damit zum Beispiel ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Strategien gemeint. Damit baut diese Fähigkeit auf den anderen Fähigkeiten auf. Wir benötigen das Arbeitsgedächtnis, um die Informationen im Geiste zu behalten. Die Inhibitionsfähigkeit hilft uns, uns nicht ablenken zu lassen und dadurch schnell umzuschalten.
Sport kombiniert mit unterschiedlichen Inhalten (z.B. Mathematik und Sprache) hat die besten Chancen die Exekutiven Funktionen zu trainieren und die Fähigkeit zur Selbstregulation zu verbessern. Im Athletischen Bereich ist ein solches Training essenziell und wird vor allem in Sportspielen mit strategischem Charakter verwendet.
Eine kleine Hausübung
Damit Sie liebe Leserin und Lieber Leser etwas von diesem Artikel haben, habe ich noch eine kleine Aufgabe für Sie. Damit können Sie diese Funktionen auch in der Praxis spüren. Bringen Sie sich selbst eine neue und komplexe Bewegung bei. Das kann z.B. ein Tanzschritt, eine Turnübung oder etwas Ähnliches sein, das zu Ihrem sportlichen Leben passt. Wichtig ist, dass dieses Projekt eine hohe koordinative Anforderung hat, unterschiedliche Niveaus aufweist und die Erfolge relativ schnell sichtbar sind. Am besten ist es, wenn diese Bewegung in Ihrem Wohnzimmer oder im Büro umsetzbar ist und sich zum Angeben eignet.
Während des Projektes werden Sie merken, dass Sie mit jedem Schritt vorwärts motivierter werden, sich die Bewegung im Schlaf verbessert und Sie in einer gewissen weise süchtig danach werden. Der Grund dafür ist die Dopamin Ausschüttung im Gehirn, die mit den Erfolgen einhergeht. Durch das Erlernen des neuen Bewegungsmusters trainieren Sie auch Ihr Arbeitsgedächtnis sowie Ihre Inhibationsfähigkeit und sofern Ihr Projekt unterschiedliche Niveaus zulässt auch die kognitive Flexibilität zwischen unterschiedlichen Ebenen hin und her zu wechseln.
Viel Spaß beim Experimentieren.
Liebe Grüße,
Sascha

Sascha Fink
Trainingstherapeut und Personaltrainer